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Das Konzept der Partnerwerke

In der Schweiz sind viele grosse Kraftwerke als sogenannte Partnerwerke organisiert. Was genau hat es mit dieser Struktur auf sich? Im nachfolgenden Beitrag erläutern wir die Funktionsweise von Partnerwerken und erklären, weshalb es diese braucht.

In der Schweiz haben viele grössere Kraftwerke die Struktur eines Partnerwerks. Bekannte Beispiele sind die grossen Wasserkraftanlagen wie Grande Dixence (Wallis) und die Kraftwerke Oberhasli (Grimsel) oder im Bereich der Kernenergie die beiden Grosskraftwerke Gösgen und Leibstadt. Nachfolgend gehen wir darauf ein, wieso es diese Partnerwerke gibt, wie sich die verschiedenen Partnerwerke voneinander unterscheiden und weshalb einige selbst viele Angestellte haben, andere praktisch aber keine.

 

Weshalb gibt es diese Partnerwerke?

Die grossen Speicherkraftwerke befinden sich aufgrund der Topografie alle in Berggebieten. Als diese Kraftwerke geplant und gebaut wurden, waren die Bergregionen wirtschaftlich schwach und der Strombedarf dort noch gering - ganz im Gegensatz zu den Städten und dem Schweizer Mittelland, wo die Möglichkeiten der Wasserkraftnutzung im Mittelland allein nicht ausreichten, um den ohnehin stark steigenden Strombedarf zu decken. In den Bergregionen gab es viel Potenzial für den Bau von Stauseen. Und so entstanden die ersten alpinen Partnerwerke.

Sie wurden Partnerwerke genannt, weil sich mehrere Investoren an einer Aktiengesellschaft beteiligten, um das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. Wer Strom brauchte, investierte. Diese mit viel Pioniergeist entwickelten Anlagen ermöglichten es sogar, ein Überangebot an Strom zu produzieren. Der Mangel an Kunden war also ein Risiko, und das Modell der Partnerwerke ermöglichte es, dieses Risiko auf mehrere Investoren zu verteilen. Man könnte es als ein Joint Venture in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft bezeichnen.

Grundlegendes Merkmal eines Partnerwerks ist, dass sich die Anteilseigner verpflichten, die Betriebskosten anteilig zu tragen und im Gegenzug erhalten sie den entsprechenden Anteil an Strom zu Gestehungskosten. Dies geschieht in der Regel über einen Gesellschaftervertrag. Da die meisten Aktionäre nicht in den Bergregionen ansässig sind, findet ein grosser Teil der Wertschöpfung (und der möglichen Verluste) nicht am Standort der Partnerwerke statt, sondern an den Standorten der Aktionärsgesellschaften der Partnerwerke.

Weshalb braucht es die Partnerwerke heute noch?

Aus demselben Grund wie früher: um die Risiken zu verteilen. Sind die Partnerwerke jedoch erst einmal in Betrieb, besteht das Risiko heute nicht mehr darin, dass der Strom nicht verkauft werden kann, sondern vielmehr in den Risiken, die mit Strompreisschwankungen, Betriebsausfällen, Börsenschwankungen im Zusammenhang mit dem nuklearen Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, geringeren Zuflüssen oder ähnlichem verbunden sind. Dies liegt daran, dass die Betriebskosten, einschliesslich der Höhe der Gebühren wie zum Beispiel der Wasserzins, festgelegt sind.

Ob die Betriebskosten der Partnerwerke gedeckt werden können, hängt jedoch stark vom Verkaufspreis des Stroms ab, sei es der Endkundenpreis oder der Grosshandelspreis. Bevor die Strompreise im Jahr 2022 stark anstiegen, lagen sie in der Schweiz fast ein Jahrzehnt lang unter den Produktionskosten. Aus den oben genannten Gründen wurden die Verluste nicht von den Partnerwerken getragen, sondern mussten von den Aktionären gedeckt werden, so wie die Gewinne heute auch von ihnen getragen werden. Dies hat zu hohen Änderungen in der Bewertung der Kraftwerke als Sachanlagen geführt.

Michael Wider, Leiter der Business Unit Schweiz von Alpiq, kennt die Welt der Partnerwerke wie kein zweiter - in guten wie in schwierigen Zeiten:  

«Früher wie heute handelt es sich um riesige, wegweisende Bauprojekte, deren Realisierung oft über ein Jahrzehnt dauerte, mit grossen wirtschaftlichen und technischen Risiken und Chancen. Deshalb war es besser, sie gemeinsam und nicht allein zu verwirklichen.»

Michael Wider spricht aus eigener Erfahrung. Unter seiner Leitung wurde das jüngste Partnerwerk der Schweiz, das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance, 2022 nach 14 Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Während der Bauzeit fielen die Strompreise zunächst von ihrem Höchststand auf ihren Tiefststand, um dann nach einer langen Durststrecke gerade zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme auf neue Rekordwerte zu steigen. Es war eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Für ein Pumpspeicherkraftwerk ist jedoch nicht allein die Höhe des Strompreises relevant. Vielmehr muss die Differenz zwischen dem Preis für die Pumpenergie und der erzeugten Energie ausreichend gross sein, damit ein Pumpspeicherkraftwerk rentabel arbeiten kann.

Wie funktionieren Partnerwerke?

Die Partnerwerke produzieren in erster Linie Strom und sind für dessen reibungslosen Betrieb verantwortlich, während die Betriebskosten anteilig auf die Gesellschafter verteilt werden. Im Gegenzug erhalten die Gesellschafter den produzierten Strom. Jede beteiligte Gesellschaft kann diesen dann selbst weiterverkaufen, je nach Unternehmensstruktur entweder an ihre Direktkunden oder über den Stromhandel am Markt. Die Investitionen in die Anlagen werden von den Organen der Partnerwerksgesellschaften beschlossen und in den meisten Fällen auch von den Partnerwerken selbst finanziert.

Dennoch unterscheiden sich die Partnerwerke in vielerlei Hinsicht. Das Energiemanagement, die Investitionspolitik und die Finanzierungsarten müssen optimal an die Merkmale der einzelnen Anlagen angepasst werden. Im Folgenden werden drei Beispiele für Kraftwerksstrukturen aufgeführt:

  • Bei einem Partner-Kernkraftwerk wie Gösgen kaufen die Aktionäre einen Teil der vom Kraftwerk produzierten Energie zum Selbstkostenpreis. Mit einer 40 Prozent-Beteiligung am Kernkraftwerk Gösgen bezieht Alpiq jährlich 40 Prozent der produzierten Energie. Bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 8'000 GWh entspricht dies 3'200 GWh.
  • Bei einem Speicherkraftwerk wie Grande Dixence wird das Speichervolumen anteilig verteilt. Der Anteil der Beteiligung entspricht einer «virtuellen» Wassermenge. Alpiq ist zum Beispiel mit 60 Prozent an Grande Dixence beteiligt und kann somit 60 Prozent des gespeicherten Wassers nutzen. Das restliche Wasser wird auf die anderen drei Aktionäre aufgeteilt, wobei jeder Aktionär entsprechend seiner Beteiligung entscheidet, wann und wie er seine Wassermenge produzieren will.
  • Bei einem Kraftwerk mit einem kleinen Stausee, aber viel Wasser, wie Electra-Massa am Fusse des Grossen Aletschgletschers, richtet sich die Verteilung des Wassers ebenfalls nach den Anteilen. Die Werte des Wassers werden jedoch auf der Grundlage unterschiedlicher Produktionsprofile festgelegt, da der Stausee nicht gross genug ist, um das gesamte Wasser nur zu Spitzenzeiten zu turbinieren. Vor allem in den Sommermonaten läuft das Kraftwerk praktisch rund um die Uhr auf Volllast, damit möglichst viel Wasser genutzt werden kann und nicht ungenutzt über die Staumauer fliesst. Es liegt auf der Hand, dass die Spitzenenergie nicht den gleichen Wert hat wie die Bandenergie, weshalb eine geringere Wassermenge für die Spitzenenergie bereitgestellt wird.

Die Hauptverantwortung für das Energiemanagement liegt in der Regel bei dem Aktionär mit der grössten Beteiligung am Unternehmen. Diese Aktionäre, wie Alpiq, sind auch die Unternehmen, die über die Kompetenzen und Systeme verfügen, um die Energie möglichst optimal und gewinnbringend einzusetzen.

Die grossen Anlagen in den Alpen, wie Grande Dixence oder Nant de Drance, zeichnen sich durch ihre Leistungsfähigkeit und Flexibilität aus. Diese Anlagen wurden als systemische Anlagen gebaut, die der Stabilität des Schweizer Hochspannungsnetzes zugute kommen und zur Versorgungssicherheit beitragen. Ihre Energie ist nicht für die Grundversorgung bestimmt, sondern schafft unter anderem die Netzvoraussetzungen, um diese zu gewährleisten.

Wer betreibt die Partnerwerke?

Anlagen wie die Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen beschäftigen viele eigene Mitarbeiter, die den Betrieb der Anlage sicherstellen. Dies ist bei hochspezialisierten Anlagen wie Kernkraftwerken sinnvoll.

Im Wallis und in der Waadt werden zahlreiche Partnerwerke von einer Betreibergesellschaft, Hydro Exploitation, verwaltet, die für den Betrieb und den Unterhalt dieser Anlagen verantwortlich ist. Dazu gehören Grande Dixence, Electra-Massa, Forces Motrices Hongrin-Léman und Forces Motrices de la Gougra. Hydro Exploitation ist auf den Betrieb von Wasserkraftwerken spezialisiert und verfügt über ein sehr hohes Mass an technischer und fachlicher Kompetenz. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Professionalität in Betrieb und Wartung, denn wenn ein Kraftwerk auch nur für ein paar Tage ausfällt, kann dies für die Partner zu einem grossen wirtschaftlichen Verlust führen.

An der Hydro Exploitation sind verschiedene Partnerwerke wie Grande Dixence und Energieversorger wie Alpiq beteiligt. Die Verwaltung der Anlage, vor allem die strategischen Aspekte des Partnerwerks, wird von den Partnern und Aktionären dieses Werks wahrgenommen.

Ist es möglich, Partneranlagen über den Kapitalmarkt zu finanzieren?

Kraftwerke wie Wasserkraftwerke oder Kernkraftwerke sind sehr kapitalintensiv. Die Konzessionen für Wasserkraftwerke laufen in der Regel über 80 Jahre. Das bedeutet, dass Investitionen in die Anlagen ihre Substanz über mindestens 80 Jahre erhalten. Diese Ausgaben müssen finanziert werden. Die Finanzierung der Partnerwerke erfolgt in der Regel über Anleihen, bei Mehrheitsbeteiligungen und Konsolidierung durch einen Aktionär auch über sogenannte Intercompany-Finanzierungen.

Macht die Gemeinde am Ende der Konzession von ihrem Heimfall Gebrauch und übernimmt die Anlage, muss diese abgeschrieben und die Schulden getilgt werden. Die Amortisations- und Kapitalkosten sind Teil der jährlichen Betriebskosten, die erwirtschaftet werden müssen. Auch nach dem Heimfall beziehungsweise dem eventuellen Wechsel des sogenannten Wasserrechtsberechtigten – sprich des Konzessionärs, der das Wassernutzungsrecht erhält – behält die Anlage ihren Energie- und Betriebswert mit einer neuen Anfangsbilanz.

Bislang hat sich gezeigt, dass die Kapitalmärkte an Wasserkraftwerken interessiert sind. Dies hängt zweifelsohne damit zusammen, dass die Gesellschafter und Aktionäre der Partnerwerke oft direkt oder indirekt in öffentlicher Hand sind. Vor allem aber hängt es damit zusammen, dass die Wasserkraft eine saubere Energiequelle ist und damit auch dem Finanzmarkt Zugang zu grünen Investitionen verschafft, die sehr gefragt sind. Dies zeigt das jüngste Beispiel von Nant de Drance (siehe oben im Beitrag).

Was ist der grösste Vorteil / Nachteil von Partnerwerken?

Der grösste Vorteil ist, dass die Risiken auf mehrere Partner verteilt sind – aber das ist auch ein Nachteil. Warum? Es ist schwieriger, Entscheidungen zu treffen, wenn viele Partner beteiligt sind, als wenn ein Unternehmen allein verantwortlich ist. Andererseits spornt es an, nach tragfähigen Lösungen zu suchen und Mehrheiten zu finden. «Die Partnerwerke sind typisch für die Schweiz», sagt Michael Wider. «Wir sind aufeinander angewiesen, und wir müssen uns aufeinander verlassen können. Wir sind als Land und als Unternehmen zu klein, um grosse Projekte im Alleingang zu stemmen. Im Gegenzug erhalten wir Stabilität und eine langfristige Perspektive.»

Anspruchsvoller wird die Situation, wenn die verschiedenen Partner unterschiedliche Interessen haben, ein Wechsel durch demokratische Prozesse ansteht oder eine Partei in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Die drei von der ElCom als systemrelevant definierten Energieunternehmen Alpiq, Axpo und BKW setzen sich insbesondere im Rahmen des Business Continuity Managements dafür ein, dass bei einem Ausfall einer Partei in einem Partnerwerk der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Seit dem Jahr 2022 läuft ein Projekt, das diesem Umstand Rechnung trägt.