Aktualisiert: 27.04.21, 09:00
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OKAktualisiert: 27.04.21, 09:00
Der Gebidem-Stausee und die Kraftwerkszentrale Bitsch sind die Herzstücke von Electra-Massa. Die seit 1969 in Betrieb stehenden Anlagen haben Zweidrittel ihrer Konzessionsdauer hinter sich. Um sicherzustellen, dass sie – gemäss den Verpflichtungen des Konzessionsinhabers – bis zum Ablauf der Konzession im Jahr 2048 einwandfrei funktionieren und in gutem Zustand sind, führt Electra-Massa umfassende Wartungs- und Erneuerungsarbeiten durch. Zwischen 2020 und 2022 werden die Aktionäre hierfür rund 8 Mio. CHF investieren.
Der Gebidem-Stausee wurde deshalb im Oktober 2020 vollständig entleert. Ein notwendiger Schritt, um den Grundablass des Stausees zu sanieren und die Drosselklappe jenseits der Staumauer zu ersetzen. Zudem sollte der Korrosionsschutz der Druckleitung, die den Stausee mit dem Kraftwerk verbindet, komplett erneuert werden. Ein schwieriges und langwieriges Unterfangen. Zuerst muss der alte Korrosionsschutz entfernt werden und die Oberfläche absolut sauber sein, bevor der neue Schutz aufgetragen werden kann.
Auch in der tiefer gelegenen Kraftwerkzentrale Bitsch wurden Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Der Hauptschieber und der Transformator der Maschinengruppe 3 mussten vollständig revidiert werden.
Die erste Etappe der Korrosionsschutzarbeiten am Triebwassersystem konnten Ende April plangemäss abgeschlossen werden. Schon Ende März konnte mir dem Aufstauen des Sees begonnen werden, womit das Kraftwerk rechtzeitig zu Beginn der Sommersaison wieder in Betrieb genommen werden konnte. Im kommenden Winter werden die Arbeiten jedoch wieder planmässig aufgenommen, um den Korrosionsschutz der Druckleitung fertigzustellen und die jährliche Wartung der drei Maschinengruppen des Kraftwerks durchzuführen.
Die Zeit, in der die Anlage Electra-Massa ausser Betrieb ist, nutzt die nationale Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid für die Erneuerung der 220-kV-Schaltanlage in Bitsch. Diese verbindet das Kraftwerk mit dem Höchstspannungsnetz.
Die Arbeiten an den Anlagen von Electra-Massa sind aussergewöhnlich umfangreich und komplex. Alpiq übernimmt als Betreiberin die Gesamtleitung des Projekts und arbeitet dabei eng mit dem für die Durchführung des Vorhabens und der Arbeiten zuständigen Unternehmen HYDRO Exploitation zusammen.
Neben den technischen Aspekten in Bezug auf die Infrastruktur legt Electra-Massa grossen Wert auf Sicherheits- und Umweltaspekte. Korrosionsschutzarbeiten in der Druckleitung, Erdrutsch- und Lawinengefahr oder die unmittelbare Nähe der Arbeiten zum Naturpark Jungfrau-Aletsch sind nur einige der Herausforderungen, die es hier zu meistern gilt. Hinzu kommen die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Aus diesem Grund werden die Arbeiten durch ein Umweltbüro und durch Experten für Naturgefahren überwacht. Sie stellen sicher, dass die von ihnen erarbeiteten Sicherheits- und Umweltkonzepte umgesetzt werden.
Während der Wintermonate ist die Staumauer Gebidem grundsätzlich nur zu Fuss erreichbar. Aufgrund der laufenden Arbeiten wurde die Zufahrtsstrasse zum Mauerfuss allerdings während des ganzen Winters geräumt. Wenn die Verhältnisse kritisch waren, wurde der Zugang sowie die Baustelle durch den regionalen Sicherheitsdienst, mit dem wir eng zusammenarbeiten, gesperrt. Dies war beispielsweise vom 28. bis 31. Januar 2021 aufgrund der grossen Neuschneemengen und anschliessend milden Temperaturen der Fall. An diesen Tagen kam es dann auch zu einem Lawinenniedergang, der beide Grundablässe des Stausees verschüttete.
Ebenfalls galt es, die Bildung von Eiszapfen an der Mauerkrone genau zu beobachten, da einige Arbeiten direkt unterhalb der Krone stattfanden.
Die Arbeiten sind alles andere als alltäglich. Seit der Inbetriebnahme der Anlage vor gut 50 Jahren ist dies das erste Mal, dass wir die Drosselklappe des Stausees ersetzten und den Antikorrosionsschutz der Druckleitung erneuern. Der Zustand dieser Komponenten war uns daher nicht im Detail bekannt. Wir standen immer wieder vor neuen Herausforderungen, die es zu meistern galt.
Aufgrund der diversen und gleichzeitig laufenden Baustellen war eine sorgfältige und frühzeitige Planung unerlässlich. Es waren viele verschiedene Firmen involviert, was eine gute Kommunikation und eine flexible Arbeitsweise voraussetzte.
Eine der grössten Herausforderungen war allerdings die Entleerung des Gebidem-Stausees. Durch die geringe Wassermenge im Rotten und den hohen Sedimentgehalt des Gebidem-Wassers mussten wir ganz besonders auf die Schwebstoffkonzentrationen achten. Dennoch konnten wir den See unter Einhaltung sämtlicher Vorgaben erfolgreich entleeren.
Neben den technischen Aspekten galt es auch immer, die Entwicklung der COVID-19-Pandemie im Auge zu behalten, insbesondere auch allfällige Auswirkungen auf die laufenden Arbeiten.
Electra-Massa ist für mich nicht nur ein Kraftwerk; die Anlage liegt inmitten der Bergwelt, wo ich aufgewachsen bin. Das Einzugsgebiet des Stausees Gebidem mit dem Grossen Aletschgletscher sowie dem Oberaletschgletscher, aber auch die Massaschlucht durfte ich bereits als kleiner Junge kennenlernen.
Electra-Massa ist ein leistungsfähiges und interessantes Kraftwerk direkt vor meiner Haustüre. Ich bin sehr stolz und zufrieden, für diese Anlage arbeiten zu können.